Der deutsche Hotelmarkt ist darauf eingerichtet, sich als einer der schnellsten in Europa von COVID-19 zu erholen

COVID-19 haelt die Welt in Atem. Unser taegliches Leben wurden auf den Kopf gestellt in der ersten Haelfte von 2020. Die Hotellerie and das Gastgewerbe sind am schwersten betroffen. Dieser Artikel schaut ueber den Tellerrand der momentanen Situation und analysisiert, warum der deutsche Hotelmarkt im europaeischen Vergleich gut fuer eine Recovery aufgestellt ist.

Ein kurzer Überblick über die Reaktion auf die Pandemie in Deutschland (English)

Die Coronavirus-Pandemie 2019-20 erreichte Deutschland am 27. Januar 2020, als der erste COVID-19-Fall von einem chinesischen Besucher bei Webasto gemeldet, bestätigt und in der Nähe von München eingedämmt wurde. Die Mehrzahl der Fälle im Januar und Anfang Februar ging von der dortigen Zentrale eines Autoteileherstellers aus. Am 25. und 26. Februar wurden in Baden-Württemberg mehrere Infektionen im Zusammenhang mit dem italienischen Ausbruch entdeckt. Ein großer Cluster in Verbindung mit einer Karnevalsveranstaltung bildete sich in Heinsberg, Nordrhein-Westfalen, wobei der erste Todesfall am 9. März 2020 gemeldet wurde. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts hatte das Land am 20. April 127.584 bestätigte Infektionen und verzeichnete 3.254 Todesfälle.

Am 9. März forderte die Regierung in Berlin ein Verbot von Großveranstaltungen; die Entscheidung darüber lag letztlich bei den lokalen Behörden. Am 13. März wurden alle Schulen und Kindergärten geschlossen. Am 16. März verbot die Bundesregierung Versammlungen in Kirchen, Moscheen und Synagogen und ordnete an, dass nicht lebenswichtige Geschäfte und alle Spielplätze geschlossen werden. Hotels durften nunmehr nur für unentbehrliche Zwecke und ausdrücklich nicht für touristische Belange genutzt werden; Urlaubsreisen im In- und Ausland wurden strikt untersagt.

Am 22. März kündigte die Regierung eine landesweite Ausgangssperre an, die es jedoch Einzelpersonen erlaubt, ihr Haus für bestimmte Aktivitäten zu verlassen - wie z.B. zur Arbeit zu pendeln, individuell Sport zu treiben, Lebensmittel einzukaufen oder zur Apotheke zu gehen – eventuell begleitet von Personen, die aber ausschließlich in demselben Haushalt wohnen müssen. Restaurants und Dienstleistungen wie Friseure mussten geschlossen werden. Einzelnen Bundesländer und Bezirken erhielten Genehmigung, strengere Maßnahmen als diese verhängen.

Seit dieser Woche beginnt Deutschland vorsichtig damit, einige der selbst auferlegten Beschränkungen zu lockern. Geschäfte, die kleiner als 800 m² umfassen sowie Dienstleister wie Friseure beginnen wieder, Kunden zu bedienen. Einige Schulen werden ab dem 4. Mai wieder für Prüfungsklassen öffnen. Es handelt sich weitgehend um ein Experiment, dessn Auswirkungen erst in drei Wochen spürbar sein werden. Dies ist hoffentlich der Beginn einer sorgfältig gesteuerten Rückkehr ins öffentliche Leben. Alle Augen werden auf Deutschland und die anderen Länder gerichtet sein, die gerade ebenfalls das Wasser testen. Es könnte noch eine Weile dauern, bis die Fahrt fortgesetzt wird - aber hier sind die Hauptgründe, warum wir der Meinung sind, dass es Deutschland besser gehen wird als anderen europäischen Ländern.

Gründe für vorsichtigen Optimismus in der deutschen Hotellerie

Niemand kennt den Zeitplan, wann and wie der inländische und grenzüberschreitende Reiseverkehr wieder aufgenommen wird, aber wir wissen, dass er wieder in Gang kommt. Und sobald dieses eintritt, sind wir der Ansicht, dass die deutsche Hotellerie aus folgenden Gründen gute Chancen hat, ein schnelleres Wachstum zu verzeichnen als einige ihrer europäischen Pendants.

  • Das Tempo der Lockerung der Reisebeschränkungen und der sozialen Distanzierung wird von der zugrunde liegenden Fähigkeit des Gesundheitssystems abhängen, den (überschaubaren) Anstieg der Fälle zu bewältigen.

Intensivpflegebetten pro 100.000 Einwohner

Quelle: “The variability of critical care bed numbers in Europe (2012)” by A. Rhodes, P. Ferdinande, H. Flaatten, B. Guidet, P. G. Metnitz & R. P. Moreno
 

Deutschland ist mit Intensivpflegebetten gut ausgestattet und weist im europäischen Vergleich die höchste Rate pro 100.000 Personen auf. Darüber hinaus verfügen derzeit 25.000 der insgesamt 28.000 Betten auf den Intensivstationen über Beatmungsgeräte; weitere sind in Auftrag gegeben. Auch wenn die Lockerung der Restriktionen sehr sorgfältig gehandhabt werden muss, um eine zweite Infektionswelle zu vermeiden, ist das deutsche Gesundheitssystem darauf ausgerichtet, diese Maßnahmen effizient zu begleiten.

  • • Die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs wird wahrscheinlich mit der Inlandsnachfrage beginnen, da die Landesgrenzen bis zuletzt geschlossen bleiben werden. Daher ist die große inländische Hotelnachfrage in diesem Szenario außerordentlich hilfreich. Deutschland hat sowohl eine große inländische Freizeitbasis als auch eine bedeutende inländische Geschäftsreisebasis, die im Europavergleich an zweiter Stelle steht.

Inlandsübernachtungen im Jahr 2018 (in Tausend)

 

Quelle: Eurostat 2018
 

  • Betrachten wir zunächst die inländische Freizeitnachfrage, für der wir vermutlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres (ab Juni) eine Lockerung der Beschränkungen sehen werden. Dabei erwarten wir, dass die inländischen Freizeitziele und Hotels/Ferienorte einen beträchtlichen Teil der aufgestauten Urlaubsnachfrage absorbieren werden, insbesondere angesichts der Tatsache, dass in diesem Sommer keine internationalen Urlaubsreisen stattfinden.

Die 5 Top-Destinationen für deutsche Touristen weltweit und im Inland

 

Quelle: DTV Zahlen, Daten, Fakten 2019
 

Die deutsche Freizeitreisen-Nachfrage belief sich im Jahr 2018 auf 70,1 Millionen Urlaubsreisen (definiert als mindestens fünftägiger Aufenthalt), von denen 27% innerhalb des Landes verbracht wurden. Verzeichnet wurden 18,9 Millionen Urlaubsreisen im Inland, was den beträchtlichen Anteil der inländischen Freizeitreisen-Nachfrage verdeutlicht. Darüber hinaus erwarten wir, dass ein erheblicher Anteil der internationalen Urlaubsreisen von Deutschen auf inländische Ziele umgeleitet werden wird, solange die nationalen Grenzen geschlossen bleiben. Drive-to-Destinationen wie Österreich könnten sich früher öffnen, da es Gespräche über ein bilaterales Abkommen gibt. Die beliebtesten Ziele für Inlandsreisen sind in der Regel Mecklenburg-Vorpommern (Ostsee), die Schleswig-Holsteinische Nord- und Ostsee, Bayern (Alpen, Bayerischer Wald), Baden-Württemberg (Schwarzwald) und Niedersachsen (Harz, Nordsee). Nicht in dieser Statistik enthalten sind kürzere Wochenendurlaube, die ebenfalls zu einer erheblichen Hotelnachfrage in den Städten wie auch in den Vorstädten führen. Insbesondere erwarten wir, dass Wochenendurlaube in Vorstadtregionen an Beliebtheit gewinnen werden, sobald die Reisenden Vertrauen in die Touristik wiedergewonnen und die Hotels erfolgreich die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen haben. Wir gehen davon aus, dass die Hotel-Binnennachfrage der Unternehmen in Deutschland durch eine Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit angekurbelt wird, sobald die Dienstleistungs- und verarbeitende Industrie wieder in Gang kommt. Inländische Geschäftsreisende haben in der Vergangenheit einen erheblichen Beitrag zum Umsatz im Hotelgewerbe geleistet, wie aus der nachstehenden Tabelle hervorgeht. Es handelt sich um ein wichtiges Element für die Mobilisierung der Hotelnachfrage in Deutschland, bevor grenzüberschreitende Reisen wieder zugelassen werden.

Gesamtausgaben von Geschäftsreisenden in Deutschland (bn=Milliarden)

 

Quelle: DTV Zahlen, Daten, Fakten 2019
 

Abschließende Bemerkungen

Der World Travel Travel Convention (WTTC) zufolge beliefen sich die Gesamtausgaben für Inlandsreisen in Deutschland im Jahr 2018 auf € 306 Mrd., was die starke Nachfragebasis von deutschen Geschäfts- und Urlaubsreisenden verdeutlicht. Sobald die Beschränkungen aufgehoben werden, erwarten wir eine schrittweise Rückkehr dieser Nachfrage bei einer vorsichtigeren Ausgabenpolitik. Dennoch wird dies die deutsche Hotellerie in einer kritischen Zeit beflügeln und das Rückgrat für eine Erholung bilden. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben Deutschlands Hotels eine optimistischere Perspektive.

Der internationale Einreiseverkehr ist für die deutsche Hotellerie natürlich von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Abhängigkeit vieler deutscher Städte von der Wiederaufnahme von Messen und Kongressen, die voraussichtlich bis weit in die zweite Hälfte des Jahres 2020 und darüber hinaus beeinträchtigt sein wird. Es wurde bereits angekündigt, dass große Zusammenkünfte frühestens ab 31. August erlaubt sein werden. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die meisten Kongresse und Messen im dritten und vierten Quartal dieses Jahres in ihrem bekannten Format und selbst bei weniger Teilnehmern stattfinden können, was sich nachteilig auf die Hotelbranche insgesamt auswirken dürfte. Kulturelle und andere gesellschaftliche Großveranstaltungen wie das Münchner Oktoberfest sind bereits abgesagt worden.

Auch in Deutschland ist ein erhebliches neues Hotelangebot für die nächsten drei Jahre geplant (laut der AM:PM-Datenbank wächst die Pipeline um etwa 5% (+15% in Hotelzimmern). Es ist jedoch fraglich, wie viele dieser Hotelprojekte letztendlich realisiert werden. Außerdem stellt sich die Frage, ob stillgelegte Hotels wiedereröffnet oder für andere Nutzungen (wie z.B. Wohnen, Studentenwohnheime usw.) umgewandelt werden, was dazu beitragen wird, das Hotelangebot kleiner zu halten als vor der COVID-19-Krise erwartet.

Wir unterstellen damit nicht, dass die Hotellerie in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt weniger hart getroffen wurde als die in anderen europäischen Ländern. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die starke Inlandsnachfrage die Wiederbelebung stimulieren wird, sobald die Bundesregierung kommerziellen Aktivitäten im Land wieder mehr Raum gibt. Die Fundamentaldaten Deutschlands sind stark, und die deutsche Hotellerie wird davon schneller profitieren als ihre Pendants in anderen europäischen Märkten.

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